
Die wohl bekannteste Skulptur im Öffentlichen Raum der Stadt, die auch auf vielen Dokumentationen über Rödermark abgebildet ist, ist der Brunnenstein auf dem Rathausplatz in Ober-Roden, der von der Bildhauerin Renate Golla entworfen und gebaut wurde.
Renate Golla schreibt dazu:
„Brunnenstein am Rathaus Rödermark-Oberroden, 1976,
H 250 cm, Griech. Marmor
1973 war ich von Frankfurt nach Waldacker gekommen, wohnte in der Wingertstraße und hatte die Möglichkeit, auf dem an das Grundstück angrenzenden freien Feld kleinere Marmorskulpturen zu arbeiten.
In einer öffentlichen Gemeinderatsversammlung stellte ich mich Herrn Bürgermeister Rebel vor, mit der Bitte um Berücksichtigung falls irgendwann mal ein Auftrag für bildhauerische Arbeit vergeben werden sollte. Im Zuge der Rathauserweiterung entstand ein Platz, der mit einem Brunnen als Anziehungspunkt gestaltet werden sollte.
1976 war es dann soweit. Auf Anfrage der Gemeindevertretung und des Architekten Herr Gross stellte ich mit einem Gipsmodell M 1:10 meinen Entwurf vor.
Die schriftliche Erläuterung habe ich nun nicht mehr, machte ich doch zu der Zeit alles oder fast alles handschriftlich.
Und so erinnere ich mich jetzt:
Ich fand, dass dieser Platz einladen sollte, auszuruhen und um der schlichten Form (ich nannte sie Torso-Form, abgeleitet und inspiriert von archaischen Figuren des antiken Griechenlands) mit den Augen nachzugehen. Zusätzlich sollte ein Wasserschleier über glatter, rauer oder auch aufgerissener Oberfläche mit Licht und den vielfachen zufälligen Modellierungen spielen.
Ursprünglich war ein rechteckiges flaches Wasserbecken mit dicken Holzbalken zum Hinsetzen rundum gedacht. Es waren dann Bänke installiert worden. Die heutige Form
Beckens wurde bei einem späteren Umbau des Platzes gewählt.“
Dr. Rüdiger Böhle berichtet von einer Begegnung am Brunnenstein, die hier in Auszügen wiedergegeben wird:
„Wollen Sie ihn haben? Ich schenk’n Ihnen!“ wurde der Philosoph von einem Passanten angesprochen, als er vor der Plastik verweilte. Das ärgerte ihn, denn er genoss das Spiel von Wasser und Stein. „Ja, sie gefällt mir, Platz hätte ich genug!“, antwortete er; „und nehmen, tät ich sie auch, sofort! Aber weder der Bürgermeister noch der Pfarrer dürfte damit einverstanden sein!“ „Was hat denn der Pfarrer damit zu tun?“ kam die verwunderte Frage. „Wenn Sie wieder zur Messe gehen wollen, dann sollten Sie vorher beichten, daß Sie ein religiöses Symbol, noch dazu in einer so subtilen Gestalt wie diesen Brunnen, leichtfertig verspottet haben!“ „der Brunnen?“, kam es fassungslos zurück.
Die christliche Bedeutung von Wasser für Leben und von Stein für das Tote finden im Brunnen zu ihrer „transzendenten“ Einheit: das über den Stein rinnende Wasser nimmt dem Stein das Harte, das Unwandelbare, das Tote; es „erweckt das Tote zum Leben“, – ganz ohne Mühe in aller Leichtigkeit. Das Bedeutende offenbart sich aber nur dem Blick des aufmerksamen und musisch gestimmten Betrachters. Der Brunnen symbolisiert die Auferstehung aus dem Tode zum Leben; eine urchristliche Symbolik also: darum die vielen Brunnen in Rom!
Und so sehe man genau hin auf den „Rödermark-Knochen“! Die ungleichen Oberflächen von glatt bis rauh und gekerbt, die das herabrinnende Wasser zu kleinen Wellen schlägt und an manchen Stellen kleine Katarakte entstehen läßt und der Stein darunter sich ‚bewegt‘. Dem sinnenden Blick belebt sich der tote Stein. Und wie tot erscheint die Plastik im Winter, wenn das Wasser fehlt!